Es kann heikel oder gar übergriffig erscheinen, Psyche im Kontext Arbeit zu betrachten. Vielleicht sind Sie selbst sogar ein wenig unsicher, wie das Thema in Ihrem Unternehmen, in Ihrer Organisation aufgenommen wird.
In diesem Modul stelle ich Ihnen eine Methode vor, die es Ihnen leicht macht, mit allen Beteiligten über die Gefährdungsbeurteilung psychische Belastung ins Gespräch zu kommen. Sie entwicklen ein „Drehbuch“ und knüpfen an den Erfahrungen der Mitarbeitenden an. Diese Verbindung stärkt die Motivation und Bereitschaft der Mitarbeitenden, sich aktiv einzubringen. Es lohnt sich, die interne Kommunikation strukturiert anzugehen.
Klarer Fokus auf Arbeitsbedingungen
Nehmen Sie diese Hürde, indem Sie die möglichen Befürchtungen und Missverständnisse benennen und eine klare Einordnung vornehmen:
Es geht darum, die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Die individuelle Beanspruchung der Mitarbeitenden ist nicht (!) Gegenstand der Gefährdungsbeurteilung.
Am besten berichten Sie persönlich im Rahmen eines Teammeetings über die geplante Gefährdungsbeurteilung psychische Belastung. Dann haben die Kolleginnen und Kollegen die Möglichkeit, ihre Fragen direkt zu klären. Hören Sie genau zu, welche Anliegen oder Befürchtungen benannt werden. Machen sie deutlich, dass Sie ehrlich an den Einschätzungen und Verbesserungsvorschlägen des Teams interessiert sind und konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitssituation ableiten werden. Zeigen Sie auf, wie Sie in der Vergangenheit gemeinsam Veränderungen angegangen sind und verdeutlichen Sie, weshalb Ihnen die Einschätzung der Kolleginnen und Kollegen wichtig ist.
Psychologische Sicherheit
Wenn Mitarbeitende bei der Durchführung der Gefährdungsbeurteilung psychische Belastung psychologische Sicherheit erleben, werden Sie ein ehrliches und differenziertes Bild erhalten, was in Ihrer Organisation gut läuft. Ebenso sind Mitarbeitende dann auch bereit, kritische Aspekte offen zu benennen und Verbesserungsvorschläge zu entwickeln. Schaffen Sie einen wertschätzenden Rahmen und laden Sie zur Mitwirkung ein. Machen Sie deutlich, dass Sie zusammen mehr lernen und die Organisation voranbringen können.
Storytelling: Kommunikation, die begeistert
Bereits zu Beginn haben Sie Ihr Zielbild entwickelt. Dieses Zielbild ist eine gute Grundlage für die Gestaltung der internen Kommunikation. In 3 Schritten gelingt es Ihnen, eine kurze, stimmige Erzählung zu entwickeln. Dieses Drehbuch erleichtert es, im Teammeeting die wesentlichen Punkte zu benennen und Ihr Team auch emotional zu erreichen.
Gestalten Sie Ihre Erzählung so, dass Sie eine Wirkung erzielen und die Kolleginnen und Kollegen berühren. Deren Ansichten, Gefühle oder Wissen sollten sich im Verlauf Ihrer Vorstellung der Vorhabens verändert haben. Wählen Sie Worte und Bilder, die Energie erzeugen. Vielleicht können Sie sogar an eine aktuelle Situation in Ihrem Unternehmen anknüpfen.
Und da bei einer guten Erzählung bereits der Titel eine wichtige Rolle spielt, können Sie auch überlegen, ob Sie der Gefährdungsbeurteilung psychische Belastung einen anderen Namen geben. Der formale Titel ist ja ehrlichgesagt sehr sperrig. Gefährdung und Beurteilung, im Grunde will das keiner haben. Das Ganze noch gepaart mit der Silbe „psych“. Da lohnt es sich, einen attraktiveren Titel zu finden!
Lassen Sie sich von Beispielen aus meinen Projekten inspirieren:
- „Arbeitsbedingungen gemeinsam gestalten“
- „Zusammen für gute, gesunde Arbeitsbedingungen“
- „Gefährdungsbeurteilung psychische Belastung: Für eine gesunde Organisation“
- „Gesunde Arbeitsbedingungen. Die Basis für unseren Erfolg“
Oder haben Sie eine ganz andere Idee?
… Halten Sie Ihre Ideen für einen Titel gleich schriftlich fest!
Dann rufen Sie sich nochmal in Erinnerung, welches Ziel Sie mit der Gefährdungsbeurteilung psychische Belastung erreichen wollen. Vermutlich ist Ihnen klar, dass allein die gesetzliche Pflichterfüllung als Argument nicht ausreicht, um Ihre Kolleginnen und Kollegen zu überzeugen. Das Erfüllen der rechtlichen Verpflichtung reicht als Antwort auf das „Wozu“ aus meiner Sicht nicht aus. Denn dann besteht die Gefahr, dass Sie Ihre Aufmerksamkeit und Ihr Engagement vor allem darauf richten, am Ende einen schön dokumentierten Prozess nachweisen zu können.
Die spannende Frage ist vielmehr: Wie die profitiert die Organisation, wie profitieren die Mitarbeitenden davon? Klar, das ist eine rhetorische Frage. Denn eine solche Beschäftigung einzig mit dem Fokus auf Pflichterfüllung ist im schlechtesten Sinne Beschäftigung. Sie kostet Zeit und Geld, hält die Menschen von der Arbeit ab. Im schlechtesten Fall sind alle genervt, weil Mitarbeitende zwar ihren Frust loswerden konnte aber dennoch alles beim Alten bleibt.
Genau hinsehen
Damit also die Psychische Gefährdungsbeurteilung nicht zum intern referenzierten Problem verkommt und damit wertvolle Zeit und Ressourcen frisst, empfehle ich zu Beginn genau hinzuschauen: Was sind die aktuellen Probleme und Herausforderungen des Unternehmens? Daran knüpft dann die Frage an, inwiefern gesunde und motivierte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen dieses Problem zu lösen in der Lage sind. Es geht also um die Frage, welchen Beitrag die Gefährdungsbeurteilung psychische Belastung leisten kann, um echte Probleme besser oder schneller zu lösen.
Über Bande spielen
Mit der Gestaltung von guten Arbeitsbedingungen schaffen Sie die Voraussetzungen dafür, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihr Potenzial einbringen können und zusammen im Sinne Ihrer Organisation wirksam werden. Bearbeitet werden beispielsweise Aspekte der Arbeitsorganisation, Zusammenarbeit und Führung.
Aus unternehmerischer Perspektive macht es Sinn, die Gefährdungsbeurteilung mit extern referenzierten Problemen zu verbinden. Dann profitieren Sie doppelt: Sie schaffen Voraussetzungen, dass Kundenprobleme besser oder einfacher gelöst werden und erfüllen nebenbei die gesetztliche Pflicht. Mit guten Arbeitsbedingungen schaffen Sie die Voraussetzung für Produktivität und Wertschöpfung.
Formulieren Sie also klar, welchen Nutzen Sie erwarten und worum es Ihnen geht. Durchlaufen Sie die drei Schritte des Storytelling. Am Ende haben Sie Ihre Überlegungen in einer Erzählung zusammengeführt, die begeistert.
1. Ausgangssituation beschreiben
Gehen Sie zunächst auf den Kontext ein, der den Kolleginnen und Kollegen hilft, sich dem Thema zu öffnen:
- Wie können Sie eine emotionale Verbindung zur Ihrem Team herstellen?
- Was erzeugt Energie?
Es kann beispielsweise hilfreich sein, zu skizzieren, mit welchen Herausforderungen Sie es als Unternehmen aktuell zu tun haben. Machen Sie deutlich, dass diese Aufgaben nur zu schaffen sind, wenn alle Kolleginnen und Kollegen fit, anwesend und motiviert sind. Hier können Sie auch wertschätzend auf bereits bewältigte Herausforderungen eingehen.
2. Überzeugende Argumente und Kernbotschaft nennen
Bedienen Sie zunächst das Bedürfnis nach Zahlen, Daten und Fakten. Damit gewinnen Sie die rationalen Kolleginnen und Kollegen. Diese möchten ein klares Bild bekommen, worum es geht:
- Weshalb ist die Gefährdungsbeurteilung psychische Belastung gerade jetzt ein Thema?
- Was möchten Sie mit der Gefährdungsbeurteilung psychische Belastung erreichen?
Denken Sie bei der Vorbereitung auch an die Kolleginnen und Kollegen, die Sie vermutlich eher mit emotionalen Argumenten erreichen. Metaphern, Beispiele oder Anekdoten sind gut geeignet, um diese zu erreichen.
Worum geht es Ihnen, was ist Ihre Kernbotschaft?
3. Call to Action
Damit Ihre Erzählung konkreten Abschluss findet, stellen Sie am besten Ihren Zeitplan vor und laden Sie Ihre Kolleginnen und Kollegen zu dem Termin ein, an dem Sie die Analyse der Arbeitsbedingungen vornehmen.